Agar Plasticity – Verpackungen auf Algenbasis

Die Weltmeere gelten gemeinhin als Sinnbild für die globale Umweltverschmutzung. Ironischerweise sind es nun die Ozeane selbst, die einen neuen Lösungsansatz liefern: Algen. Zählen Materialien auf Stärkebasis (Mais, Weizen, Kartoffeln etc.) derzeit noch zu den gebräuchlichsten Biokunststoffen, haben japanische Studenten der Tama Art Universität in Tokio jetzt ein Verfahren entwickelt, um ein folienartiges Verpackungsmaterial aus Agar-Agar herzustellen.

Agar-Agar als umweltfreundlicher Plastikersatz

Agar-Agar, hierzulande ein beliebter pflanzlicher Gelantineersatz, ist traditioneller Bestandteil der japanischen Küche und wird ferner auch in wissenschaftlichen und medizinischen Bereichen eingesetzt. Das Geliermittel wird aus speziellen Rotalgenarten gewonnen. Diese werden gekocht und ihnen anschließend die Feuchtigkeit entzogen. Die Struktur des Agar-Agars variiert je nach Algenart und Dehydrationsverfahren. Friert man dieses ein, erhält man eine weiche, dämpfende Masse, die sich hervorragend als Polstermaterial eignet. Durch Komprimierung erhält Agar-Agar wiederum eine feste und dennoch formbare, folienartige Struktur.

Verpackung aus algenbasiertem Biokunststoff © AMAM

Verpackung aus algenbasiertem Biokunststoff © AMAM

Rohstoffengpässe wären auch bei stark steigender Nachfrage nicht zu erwarten: Eine der beiden üblicherweise verwendeten Algensorten ist für die Züchtung in Aquakulturen geeignet und ließe sich somit problemlos weltweit anbauen. Rotalgen-Aquakulturen existieren derzeit in Asien, Chile und Ägypten. Darüber hinaus sind algenbasierte Verpackungen zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Sollten diese – wie heutzutage leider allzu üblich – in das Meer gelangen, würden sie dort keinerlei Schaden anrichten.

Mit Lexus Design Award 2016 ausgezeichnet

Lackmustest erfolgreich bestanden 'Doppelpunkt' Ein zerbrechlicher Flakon wurde unbeschadet von Japan nach Italien verschifft © AMAM

Lackmustest bestanden: Ein zerbrechlicher Flakon wurde unbeschadet von Japan nach Italien verschifft © AMAM

Kosuke Araki, Noriaki Maetani und Akira Muraoka – oder kurz AMAM, wie sich die drei Produktentwickler nennen – sind für ihr Projekt „Agar Plasticity – a potential use of Agar for packaging and more“ (zu Deutsch: der potenzielle Nutzen von Agar-Agar für Verpackungszwecke und mehr) im April 2016 in Mailand mit dem renommierten Lexus Design Award 2016 ausgezeichnet worden. Leitmotiv des seit 2013 verliehenen Preises ist die gesellschaftliche Verantwortung für eine bessere Zukunft. Wann die Markteinführung erfolgen wird, ist derzeit noch unbekannt. Den Lackmustest hat das neue Verpackungsmaterial allerdings schon erfolgreich bestanden: So wurde ein zerbrechlicher Flakon von Japan nach Italien verschifft – und ist heil angekommen.

Übrigens: Auch anderenorts wird der Ansatz verfolgt, Algen als Plastikersatz einzusetzen. Erst kürzlich veröffentlichte Greenpeace das Foto einer Wasserflasche aus Agar-Agar, die sich im Laufe der Zeit von selbst zersetzt. Das Besondere an der genialen Entwicklung des Isländers Ari Jónsson ist jedoch der ausgeklügelte Zerfallsprozess: Dieser setzt erst ein, sobald die Flasche geleert wurde. Solange sie mit Wasser gefüllt ist, bleibt sie auch erhalten.
Die Zersetzung der Flaschen beginnt erst, sobald diese geleert sind © Ari Jónsson

Die Zersetzung der Flaschen beginnt erst, sobald diese geleert sind © Ari Jónsson

Tobias Kemper
Unternehmenskommunikation

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