„Innteract“ – Hängematten aus Klebeband

„Innteract“ – Hängematten aus KlebebandHängematten aus Klebeband? Klingt skurril, liegt sich jedoch überaus bequem! Den Beweis lieferten kürzlich 11 Studentinnen des Studiengangs Innenarchitektur der Hochschule Rosenheim. Im Rahmen der Projektarbeit „Parasitäre Architektur“ im Fach Entwerfen erstellten die jungen Damen in einer Parkanlage großflächige Liegemöglichkeiten aus Klebeband. Dieses stellte die Paul Hildebrandt AG dem Kurs in Form von 468 Rollen laio® TAPE 147 kostenlos zur Verfügung. Im Gespräch mit Studentin Marina Brock (20) erfahren wir mehr über Entwicklung und Umsetzung der „Innteract“ genannten Klebebandkonstruktion.

Studentin Marina Brock berichtet über Hängematten aus Klebeband

Marina Brock berichtet im Interview über „Innteract“

Hildebrandt: Frau Brock, woher rührt die Idee einer tragfähigen Konstruktion aus Klebeband?

Brock: Die grundlegende Aufgabenstellung lautete, eine parasitäre Architektur zu erschaffen. Parasitär steht für die Abhängigkeit von einer bestimmten Umgebung bzw. bestimmten Objekten. Anfangs haben wir entsprechende Projekte verschiedener Künstler analysiert, wobei wir auch auf die Künstlergruppe Numen / For Use gestoßen sind, die spinnennetzartige Röhren aus Klebeband erstellen. Inspiriert von diesen Installationen haben wir ein auf unsere Bedürfnisse angepasstes Objekt entwickelt, das Kunst und Nutzen miteinander kombiniert.

Hildebrandt: Das Projekt trägt den verheißungsvollen Namen „Innteract“, begleitet durch den bayerischen Ausruf „Kimm zuaba, bleib babn!“. Welcher Gedanke steckt hinter dieser Namensgebung?

Brock: „Innteract“ ist eine Abwandlung des englischen Begriffs „interact“, dem das Kürzel unseres Studiengangs Innenarchitektur „INN“ vorangestellt ist. Der Name steht in erster Linie für den Nutzen der Installation – Menschen sollen zusammenkommen, sich hineinlegen und miteinander eine gute Zeit verbringen. Um dem Ganzen einen persönlicheren Bezug zu verleihen und für die Menschen vor Ort zugänglicher zu machen, haben wir den bayerischen Ausruf hinzugefügt. „Kimm zuaba, bleib babn!“ heißt so viel wie „Komm‘ her und bleib‘ kleben“ und soll die Leute dazu einladen, unsere Installation zu nutzen.

Hildebrandt: Welcher Planungsaufwand ging der finalen Umsetzung voraus?

Die Liegeflächen wurden mittels Lastschutzgurten an den Bäumen befestigt. Diese stellte das Grünflächenamt Rosenheim kostenlos zur Verfügung.Brock: Nachdem wir die Zusage für das Sponsoring erhalten hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Platz in der Stadt. Der Ort sollte möglichst zentral liegen, um eine gewisse Aufmerksamkeit zu erzeugen, musste aber auch Möglichkeiten zur Befestigung des Klebebandes bieten. Als wir einen passenden Standort gefunden hatten, fertigten wir diverse Modelle an, um zu sehen, was mit Klebeband möglich ist und wie es sich verhält. Mit unserem Kursleiter für Tragwerkslehre haben wir über physikalische Eigenschaften gesprochen und überlegt, wie die Konstruktion eine optimale Tragfähigkeit erreicht und Lasten bestmöglich abgetragen werden können. Zudem mussten wir uns überlegen, wie man die Bäume vor den Zuglasten schützt. Mit all diesen Informationen erstellten wir einen Dummy, um zu sehen, wie hoch wir das Klebeband befestigen müssen, um nicht auf dem Boden zu sitzen, und wie viele Rollen erforderlich sind, damit sich die Grundkonstruktion nicht zu sehr ausdehnt. Zwecks Genehmigung haben wir unsere Idee dem Grünflächenamt Rosenheim vorgestellt, das sich sehr offen für unser Projekt zeigte und sogar Lastgurte für den Baumschutz zur Verfügung stellte.

Hildebrandt: Wie sind Sie auf Ihrer Suche nach einem Partner aus der Verpackungsbranche auf die Paul Hildebrandt AG aufmerksam geworden?

Brock: Auf der Suche nach einem Sponsor für unser Projekt haben wir die beruflichen Kontakte meiner Mutter genutzt. Sie war es auch, die den Kontakt zu Herrn Steubl, den Niederlassungsleiter der Paul Hildebrandt AG in Holzkirchen, hergestellt hat. Dieser fand die Idee überaus spannend und wollte unser Vorhaben daher gerne unterstützen. Für das Sponsoring möchten wir uns natürlich vielmals bedanken.

Hildebrandt: Beschreiben Sie uns doch bitte einmal den Weg von der handelsüblichen Klebebandrolle zur großflächigen „Hängematte“.

Die Grundkonstruktion der Hängematten besteht aus Seilen, die aus gespannten und umwickelten Klebebändern gefertigt werden.Brock: Die Grundkonstruktion unserer Liegeflächen besteht aus Seilen, die wir aus gespannten und umwickelten Klebebändern gefertigt haben. Den Grundriss stellt ein Quadrat dar, welches durch eine Diagonale in zwei Dreiecke geteilt wird. An jeder Ecke befindet sich ein Baum, diese werden wiederum von Seitenwänden an den Außenkanten verbunden. Entlang der Diagonalen trennen gleich zwei separate Seitenwände die beiden Dreiecke voneinander. Um eine Seitenwand zu konstruieren, wird das Klebeband zwischen zwei Bäumen jeweils oben und unten sowie auf der linken und rechten Seite des Stammes durch die Lastgurte gefädelt und auf die gegenüberliegende Seite gespannt, sodass zwischen zwei Bäumen insgesamt vier Bänder entstehen. Anschließend werden diese Bänder paarweise zu einem oberen und einem unteren Seil umwickelt. Die zwei Seile werden nun zusammengezogen und im Zick-Zack-Muster zu einer Seitenwand miteinander verklebt. Auf diese Weise müssen insgesamt sechs Seitenwände erstellt werden (4 entlang der Außenkanten, 2 entlang der Diagonalen). Um nun eine Fläche zu erzeugen, werden drei der Seitenwände grob zusammengespannt und in die gewünschte Form gebracht. Anschließend werden sie komplett und lückenlos umwickelt, wobei die Liegeflächen zwecks erhöhter Stabilität in verschiedenen Richtungen verklebt werden müssen.

Hildebrandt: Was gestaltete sich hierbei besonders schwierig und welche unerwarteten Probleme galt es zu bewältigen?

Insbesondere das Spannen der Tragseile gestaltete sich besonder schwierig.Brock: Die Umsetzung gestaltete sich generell sehr anstrengend für Arme und Hände, insbesondere das Spannen der oberen Seile. Besonders schwierig war es, die Flächen über größere Entfernungen anzufertigen, sodass wir diese immer nur abschnittsweise geklebt haben. Zum Abwickeln der Klebebänder haben wir Malerrollen verwendet, was sich als sehr praktisch erwies. Da wir zuvor noch nie eine derartige Hängematte angefertigt hatten, war das ganze Projekt gewissermaßen ein Experiment, bei dem wir unsere Pläne wiederholt anpassen mussten. So waren die kleinen dreieckigen Aussparungen innerhalb der großen Dreiecksflächen ursprünglich nicht eingeplant, haben sich im Nachhinein aber als sehr praktische Einstiegshilfe erwiesen.

Hildebrandt: Hat sich das Klebeband in seiner zweckentfremdeten Rolle bewährt?

Brock: Wir waren doch sehr positiv überrascht, wie viel die Konstruktion aushalten konnte. Dies hatten wir so nicht erwartet, schließlich handelte es sich „nur“ um Klebeband. Aufgrund der Hitze und hohen Belastung hat es sich jedoch recht schnell gedehnt, sodass die Liegeflächen nach dem Hineinsetzen immer tiefer gesunken sind.

Hildebrandt: Die Installation erfolgte im Salingarten, einer öffentlich zugänglichen Parkanlage im Herzen Rosenheims. Der Aufbau wurde von regem Publikumsverkehr begleitet, nach Fertigstellung durften die Sitz- und Liegeflächen ausgiebig genutzt werden. Wie fielen die Reaktionen der Passanten aus?

Die Hängematten wurden nach Fertigstellung ausgiebig von den Passanten genutzt.Brock: Die Reaktionen waren überaus positiv, was uns sehr stolz gemacht hat. Die Leute haben interessiert nachgefragt, Lob ausgesprochen und sind vereinzelt auch über beide Aufbautage immer wieder zu uns gekommen, um den Fortschritt zu beobachten. Aufgrund der großen Hitze wurde uns von einem hilfsbereiten Mann sogar etwas zu Essen und Trinken gestellt. Viele konnten nicht glauben, dass die Installation komplett aus Klebeband angefertigt wurde. Während einige nicht den Mut aufbringen konnten, sich hineinzulegen, berichteten andere begeistert, wie schön es doch sei, leicht schaukelnd in die Baumkronen zu blicken. Natürlich gab es aber auch vereinzelt kritische Stimmen, die den hohen Kunststoffverbrauch moniert haben. Um die Reaktionen der Besucher festzuhalten, haben wir ein kleines Gästebuch bereitgestellt, in das jeder seine Meinung hineinschreiben konnte. Das schönste Kompliment kam von einigen Jugendlichen aus Rosenheim, die den halben Tag in den Hängematten verbracht hatten und unsere Installation als das beste Kunstwerk bezeichneten, welches je in diesem Park aufgebaut worden war. Dazu muss man sagen, dass im Salinpark regelmäßig Kunst-Projekte ausgestellt werden.

Während einige nicht den Mut aufbringen konnten, sich hineinzulegen, berichteten andere begeistert, wie schön es doch sei, leicht schaukelnd in die Baumkronen zu blicken.

Hildebrandt: Wie beurteilen Sie den Erfolg des Projekts?

Brock: Wir waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Auch wenn sich der Aufbau ziemlich anstrengend gestaltete, hat sich der Aufwand definitiv gelohnt. Es hat uns sehr gefreut, wie gut unser Projekt von den Rosenheimern jeder Altersklasse angenommen wurde. So sind wir – auch ohne die im Nachhinein sehr gute Benotung – überaus stolz auf unsere Arbeit.

Hildebrandt: Frau Brock, ich danke Ihnen für Ihre Zeit und das informative Gespräch.

 

Weiterführende Informationen über die Fakultät für Innenarchitektur der Hochschule Rosenheim finden Sie hier!

 

Tobias Kemper

 

 

 

Tobias Kemper
Unternehmenskommunikation

 

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