Essensreste landen nach dem Restaurantbesuch häufig im Abfall. Um dieser Verschwendung vorzubeugen, hat Designstudentin Anne Poggenpohl die preisgekrönte Take-Away-Verpackung „C’était Bien Bon“ entwickelt. Hildebrandt führte kürzlich ein informatives Gespräch mit der jungen Kölnerin.
Ist ein Restaurantbesuch geplant, lässt einem der Appetit meist schon das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die bestellte Portion ist jedoch häufig größer als der Hunger und Reste bleiben auf dem Teller zurück. Werden diese nicht für den Heimverzehr eingepackt, landen sie als Abfälle im Restmüll. Eine völlig unnötige Verschwendung – doch während in den USA das Eintüten übriggebliebener Essensreste in sogenannte „Doggy Bags“ üblich ist, ist dies in Frankreich nahezu verpönt. Diese Erfahrung musste auch Anne Poggenpohl, Studentin der Köln International School of Design (KISD) der Fachhochschule Köln, während eines Auslandsemesters an der Pariser Designhochschule ENSCI – Les Ateliers machen. Auf der Suche nach einer adäquaten Lösung entwickelte sie die praktische Take-Away-Verpackung „C’était Bien Bon“ (zu Deutsch: Es hat sehr gut geschmeckt). Im Gespräch mit der Paul Hildebrandt AG berichtet Poggenpohl über Hintergründe und Entwicklung des „Bien Bon“.
„Schätzungen zufolge bleiben in Frankreich bei jedem Restaurantbesuch zwischen 210 und 230 g Essen übrig, das sind jährlich mehr als 20 kg pro Person“, erklärt Poggenpohl. „Für mein ganzheitliches und nutzerorientiertes Konzept wollte ich verstehen, welche Hürden es gibt und diese durch eine ansprechende Gestaltung und Formgebung verringern. Die Essensreste sollen dabei als etwas Positives und Wertvolles wahrgenommen werden. Darum hat die Verpackung auch die Anmutung eines Geschenkes, durch das man den Restaurantbesuch Zuhause noch einmal genießen kann“, so die Designstudentin weiter.
Intuitive Take-Away-Verpackung

Einmal einpacken bitte – mit der Take-Away-Verpackung „C’était Bien Bon“ ist die Mitnahme von Essensresten denkbar einfach © Veronique Huyghe, Anne Poggenpohl
Der „Bien Bon“ lässt sich denkbar einfach mit nur einer Handbewegung aufstellen und kann direkt befüllt werden. Ein Aufkleber mit Platz für individuelle Hinweise zum Aufwärmen der jeweiligen Speise dient als Verschluss der Verpackung. Zuhause lässt sich die rechteckige Box zu einem Oktaeder auffalten, sodass der Inhalt leicht auf einen Teller sowie in Topf oder Pfanne gleiten kann. Die Restebox ist in zwei verschiedenen Größen erhältlich. Flachgefaltet hat der „Bien Bon“ etwa die Größe einer Din A4-Seite und ist nur 1 mm dick. Transport und Lagerung lassen sich somit möglichst kostengünstig gestalten.
Das Essen ist in der französischen Kultur und Gesellschaft stark verankert. „Um eine gute Grundlage zu bekommen, habe ich mit französischen Kommilitonen, Einheimischen sowie Kellnern und Restaurantgästen über Essenskultur gesprochen und vor Ort beobachtet, wie groß die Portionen sind, die übrigbleiben.“, erklärt Poggenpohl. Anschließend habe sie sich bei Papierherstellern nach einem geeigneten, lebensmittelverträglichen Material erkundigt. So wird der „Bien Bon“ aus einem zu 100 Prozent recyclingfähigen Kunststoff hergestellt, der die haptischen Qualitäten von Pappe aufweist. In Zusammenarbeit mit Verpackungsingenieuren konzipierte die Kölnerin zudem eine Herstellungsweise, bei der Formschnitt und Musterprägung zeitgleich erfolgen und somit eine Energieersparnis von rund 10 Prozent erlauben. Die Entwicklung – von der Ideenfindung bis zur finalen Umsetzung – erstreckte sich über einen Zeitraum von vier arbeitsreichen Monaten, in denen etwa 40 verschiedene Prototypen gefertigt wurden. Und das Ergebnis weiß zu überzeugen: Im Praxistest stieß die Verpackung bei Personal und Gästen auf große Akzeptanz. „Das Handling der Verpackung haben alle auf Anhieb verstanden. Auch der Transport von flüssigen Essensresten wie Soßen ist problemlos möglich“, berichtet die 25-Jährige.
Preisgekrönte Verpackung gegen Verschwendung

Die große Ausführung des Bien Bon eignet sich ideal für Pizzastücke © Veronique Huyghe, Anne Poggenpohl
Auch das französische Conseil National d’Emballage (kurz CNE, Nationaler Rat für Verpackungen) wurde unlängst auf Poggenpohls Entwicklung aufmerksam: Im Rahmen des CNE-Wettbewerbs Emballé 3.0 ist die Studentin mit dem „Coup du Coeur“ ausgezeichnet worden. Die Jury zeigte sich insbesondere von der ganzheitlichen Herangehensweise der jungen Kölnerin beeindruckt. In der Begründung heißt es: „C’était Bien Bon ist eine praktische und diskrete Verpackung, die es ermöglicht, die Reste eines guten Essens im Restaurant auch Zuhause noch einmal aufzuwärmen. Damit trägt sie dazu bei, die Verschwendung im Restaurantsektor zu begrenzen.“
Angesprochen auf ihre persönliche Verbindung zur Verpackungsthematik, verweist Poggenpohl auf ihren persönlichen Ansporn als Integrated Designerin, nachhaltige Lösungen zu finden und zu fördern: „In der Auseinandersetzung mit dem Thema Lebensmittel und speziell deren Vergeudung in Restaurants in Frankreich, wurde die Notwendigkeit eines nachhaltigen Verpackungskonzepts deutlich. Daraufhin habe ich mich im Rahmen meines Studiums erstmals mit der Gestaltung und Kreation einer Verpackung beschäftigt.“ Eine baldige Markteinführung wäre wünschenswert und könnte ein Umdenken der französischen Bevölkerung ganz enorm fördern und vereinfachen, ist sich die Kölnerin sicher.

Auf dem Verschluss-Aufleber können Aufwärmhinweise notiert werden © Veronique Huyghe, Anne Poggenpohl
Zurzeit arbeitet Anne Poggenpohl an ihrer Bachelorarbeit im Studiengang Integrated Design. Anschließend möchte sie sich wieder ihrer Verpackung widmen. „Ich konnte während der Preisverleihung bereits einige Kontakte zu Unternehmen der Verpackungsbranche knüpfen. Es wäre natürlich toll, das Produkt weiter zu entwickeln und zu produzieren.“ Die Paul Hildebrandt AG wünscht für aktuelle wie zukünftige Projekte weiterhin viel Erfolg.
Weiterführende Informationen über den „C’était Bien Bon“ finden Sie unter www.anne-poggenpohl.de sowie auf der Website der Fachhochschule Köln.
Tobias Kemper
Unternehmenskommunikation